Er liebt mich, er liebt mich nicht

Im Jahr 2012 hat mein Partner mir zu Weihnachten das größte Geschenk gemacht. Ich konnte das allerdings überhaupt nicht sehen. Er hat zwei Tage vor Heiligabend zu mir gesagt: “Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe.” Von einem Moment auf den anderen wurde meine Welt grau. Ich war zutiefst deprimiert, ängstlich und am Boden zerstört. Und das auch noch kurz vor Weihnachten!

 

Dabei waren wir doch soweit zusammen gekommen. Wir hatten uns vier Jahre zuvor in Barcelona während eines Auslandssemester für Mathematik-Doktoranden kennengelernt und nach drei fröhlichen, gemeinsamen Monaten festgestellt, dass wir auch in unserem Alltag nicht voneinander lassen wollten.

 

Wir hatten drei Jahre Wochenendbeziehung gut gemeistert und auch das Zusammenziehen hatte gut geklappt. Ich dachte früher immer, dass ich nicht fähig sei, eine liebevolle, friedliche Partnerschaft zu führen. Jetzt war ich doch so glücklich! Das war die beste Beziehung meines bisherigen Lebens. Zerschellte sie kurz vor Weihnachten vor meinen Füßen?

 

Ich sah nur eine Möglichkeit. Wenn mein Partner nicht wusste, ob er mich noch liebt und ob er weiterhin mit mir zusammen sein möchte, dann musste ich mich um mich selbst kümmern. Mir war klar, dass es nichts bringen würde, ihn zu bedrängen oder zu versuchen, ihn zu überzeugen, bei mir zu bleiben.

 

Und es stimmte ja auch: Obwohl ich mich in den letzten Jahren beruflich und privat massiv weiterentwickelt hatte, war da noch Raum nach oben. Dass ich seit seiner Ansage solche Angst hatte, wieder alleine zu sein, sprach Bände. Ich konnte auch sehen, dass wir viel zu viel aufeinander gehockt hatten, seit wir zusammen gezogen waren.

 

So kam es, dass ich mich auf mich konzentrierte. Ich verreiste das erste Mal alleine und machte eine tolle Wanderreise nach La Gomera. Ich meldete mich für ein aus meiner Sicht wahnsinnig teures Intensivseminar im Sommer an, das mit der Methode “The Work of Byron Katie” arbeitete. Mit dieser Methode hatte ich schon tolle Erfahrungen gemacht. Trotzdem hatte ich Angst, dass es sein Geld nicht wert sei und dass ich mich hinterher betrogen fühlen würde. Es stellte sich stattdessen heraus, dass es eine der besten Entscheidungen meines Lebens war, dort teilzunehmen.

 

Ich habe dort so viele befreiende Erfahrungen gemacht und mich so verbunden mit anderen gefühlt. Ich habe so viel über mich gelernt und angefangen mehr Verantwortung für mein Erleben zu übernehmen. Ich bin tatsächlich als anderer Mensch wieder nach Hause gefahren. Solange ich denken kann, hatte ich mich als ängstlicher Mensch wahrgenommen. Seit dem Seminar bin ich kein ängstlicher Mensch mehr. Ich habe noch manchmal Angst, aber das ist nicht dasselbe.

 

In einer Übung auf dem Seminar habe ich mich auch mit dem fürchterlichen Ereignis zu Weihnachten beschäftigt. Ich habe erkannt, dass in der Realität folgendes passiert ist: Ein Mann sitzt mit einer Frau in ihrem gemeinsamen Wohnzimmer auf dem Sofa und spricht mit ihr. Das Drama ist in meinen Gedanken geschehen. Ich habe anerkannt, dass mein Partner ein halbes Jahr später immer noch da war. Wir waren nicht getrennt, er ist nicht ausgezogen. Er hat sich darauf eingelassen nach dem Seminar einen dreiwöchigen gemeinsamen Roadtrip durch Andalusien mit mir zu machen. Wie würde das wohl werden?

 

Es wurde ein wunderschöner Urlaub, der uns wieder nah zusammengebracht hat. Ich erinnere mich, wie wir in einer überirdisch schönen Bucht am Cabo de Gata gemeinsam im türkisfarbenen Wasser geplanscht haben. Wie wir in der Hitze nebeneinander im Sand gelegen haben. Die Leichtigkeit ist in unsere Beziehung zurückgekehrt. Wir haben uns neu kennen gelernt. Wir haben uns auf unsere Stärke besonnen: den anderen sein lassen, wie er ist. Unsere Beziehung ist seit dem noch lebendiger und hört nicht auf, sich weiter zu wandeln.

 

Für mich war diese Krise im Nachhinein das schönste Geschenk, weil ich dadurch erfahren habe, dass echte Veränderung möglich ist. Ohne diese Krise würde ich vielleicht heute noch glauben, dass ich ängstlich bin.

 

Wie sieht es mit dir aus? Was glaubst du Negatives über dich, das sich nie ändern wird? Hast du schon einmal die befreiende Erfahrung gemacht, dass ein Problem, das lange an dir zu kleben schien, dich verlassen hat? Oder gibt es da etwas, das du gerne endlich loswerden würdest? Wenn du möchtest, dass ich dich dabei begleite, dann mach mit mir einen Termin für ein kostenloses Vorgespräch aus:

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