Warum du nicht versuchen solltest, deine negativen Gefühle loszuwerden

Manchmal bin ich traurig. Mein Herz ist schwer, ich fühle mich deprimiert und allein.

 

Vielleicht habe ich einen Streit erlebt und dieser Streit hat alte Gefühle wieder aufleben lassen. Vielleicht kann ich keinen Grund angeben. Ich fühle mich überfordert und distanziert.

 

In so einer Situation ist es erhellend und befreiend, diese Gefühle wirklich zu fühlen.

 

Gefühle zu fühlen klingt banal. Macht das nicht jeder? Aus meiner eigenen Erfahrung und vielen Gesprächen mit Freundinnen, Freunden, Klientinnen und Klienten weiß ich, dass kaum jemand seine negativen Gefühle wirklich und vollständig fühlt. Wir bringen unserer Trauer, Angst und Wut gewohnheitsmäßig Widerstand entgegen. Wir denken „Ich bin traurig.“ und fühlen uns schlecht.

 

Finde heraus, wie viel des dich schlecht Fühlens Widerstand gegen das Gefühl ist. Wenn du dich das nächste Mal nicht gut fühlst, dann setz dich an einen ungestörten Platz. Das Gefühl muss nicht stark sein, vielleicht bist du nur ein bisschen gelangweilt, überfordert, besorgt oder nervös.

 

Schließe die Augen, wenn du magst. Konzentriere dich zuerst auf dein Herz. Fühle deine Gefühle in diesem Moment ganz. Lade sie ein. Sei okay damit, in diesem Moment traurig, ängstlich, ärgerlich, besorgt, verzweifelt, deprimiert, wütend zu sein.  Wo in deinem Körper spürst du deine Gefühle? Wie fühlt sich das an? Vielleicht merkst du etwas in der Kehle, im Brustkorb, im Herz oder im Bauch. Vielleicht auch an einer oder mehreren anderen Stellen. Wie verändert sich das Gefühl, wenn du es vollständig annimmst und so groß sein lässt, wie es ist?

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich mein Gefühl anders anfühlt, wenn ich es annehme. Das Überraschende ist, dass es sich oft viel angenehmer anfühlt, wenn ich zum Beispiel meine Traurigkeit vollständig fühle. Mein Herz fühlt sich dann schwer und weich an. Ich habe ein hohles Gefühl im Bauch. Ich bin ruhig und traurig.

 

Meiner Erfahrung nach ist das eigentlich Unangenehme der Widerstand gegen die Traurigkeit. Traurigkeit ist einfach Traurigkeit. Bei Lichte betrachtet ist diese Ablehnung, die wir unseren negativen Gefühlen entgegen bringen auch ein bisschen albern, oder? Ich bin erwachsen, muss ich mich wirklich dagegen wehren, traurig zu sein? Kann ich das nicht aushalten? Was ist das Schlimmste, das passieren kann?

 

Mir tut es wohl, mein Gefühl ganz zu fühlen. Es ist eines der größten Geschenke, die ich mir machen kann. Für mich ist das gelebte Selbstliebe. Und ich möchte nicht, dass du mir glaubst, dass das wohltuend ist. Ich möchte, dass du es für dich testest. Ansonsten ist es nur ein esoterisch klingender Satz ohne Bedeutung.

 

Zu dem Thema gibt es ein wunderschönes Gedicht von Rumi:

 

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.

Jeden Morgen ein neuer Gast.

Freude, Depression und Niedertracht –

auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit

kommt als unverhoffter Besucher.

Begrüße und bewirte sie alle!

Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist

die gewaltsam Dein Haus

seiner Möbel entledigt

Selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll

vielleicht reinigt er Dich ja

für neue Wonnen

Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit-

begegne ihnen lachend an der Tür

und lade sie zu dir ein

Sei dankbar für jeden, der kommt

denn alle sind zu Deiner Führung geschickt worden

aus einer anderen Welt.

 

Welche Erfahrungen hast du mit dem Fühlen deiner negativen Emotionen gemacht? Erzähl mir in den Kommentaren oder in einer Nachricht davon.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Ute Sy (Freitag, 23 März 2018 09:55)

    Liebe Daria. Vielen Dank für diese andere, für mich neue Sichtweise. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Neben diesem Vorhaben bin ich sehr erstaunt. Trotz eines nicht geringen theoretischen Wissens über Gefühle und menschliches Sein, fehlt mir die Achtsamkeit, mich wahrzunehmen. Die vorgeschlagene Übung wird helfen, das zu ändern.

  • #2

    Rita (Freitag, 23 März 2018 13:03)

    Hallo daria
    Vielen Dank für deinen wunderbaren Artikel. Seit einiger Zeit beobachte ich meine Gefühle und lasse sie da Sein dann lösen sie sich auf wie von selbst. Diese Übung kommt aus der Quantenheilung (kinslow) und ist eine gute Ergänzung für mich zu the work.
    Alles Liebe, Rita

  • #3

    Daria Schymura (Samstag, 24 März 2018 11:00)

    Liebe Ute,
    ja, es ist erstaunlich, wie groß der Unterschied zwischen dem Denken über Gefühle und dem Fühlen ist. Wie schön, wenn du das bemerkst. Das ist ein großer Schritt in Richtung Fühlen. Viel Freude beim Experimentieren!
    Daria

  • #4

    Daria Schymura (Samstag, 24 März 2018 11:06)

    Hallo Rita,
    was für eine wertvolle Erfahrung, dass du beobachten kannst, wie deine Gefühle sich auflösen, wenn du sie genügend gefühlt hast!
    Für mich ist es auch so, dass diese Übung sehr gut zu The Work passt. The Work lädt mich in Frage 3 dazu ein, meine Gefühle ganz zu fühlen. Und ich mag es, diesen Aspekt manchmal zu betonen.
    Daria