Kannst du die Lebkuchen nicht liegen lassen, obwohl du satt bist? Damit bist du nicht alleine. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie fremdgesteuert ich mich früher manchmal beim Essen gefühlt habe. Und dass ich mich deshalb wie eine Versagerin gefühlt habe.
Heute weiß ich, dass das selbst schlanken Menschen, die ansonsten überhaupt keinen Stress mit Essen haben, manchmal so geht. Ich habe 3 Fragen für dich, die dir helfen, eine entspannte und genussvolle Weihnachtszeit zu erleben.
Kannst du nicht aufhören zu essen, obwohl du satt bist?
Früher habe ich oft gegessen, obwohl ich weder Hunger noch richtigen Appetit hatte. Aber ich hatte den Drang zu essen. Also habe ich angefangen zu essen.
Nach einer Weile war ich wirklich satt. Es hat eigentlich nicht mehr so gut geschmeckt. Ich habe trotzdem weiter gegessen. Wenn ich mich erstmal zu voll gefühlt habe, war es noch schwerer aufzuhören.
Hinterher habe ich mich schwer und unwohl gefühlt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und habe mir Vorwürfe gemacht. Ich habe mich geschämt, dass ich nicht disziplinierter war und scheinbar keine Kontrolle über mein Essverhalten hatte. Ich wollte meine Essgewohnheiten ändern, aber ich wusste nicht wie.
Die Vorweihnachtszeit fand ich besonders stressig: Überall gab es Lebkuchen, Plätzchen, Schokolade. Es hat mich wahnsinnig gemacht, dass überall etwas zu naschen herum stand. Ich habe viel mehr gegessen, als ich wollte und als mir gut tat.
1. Wie möchtest du die Weihnachtszeit erleben?
Viele Menschen fühlen sich in der Vorweihnachtszeit insgesamt fremdbestimmt. Sie haben Einladungen zu zig Weihnachtsfeiern. Sie müssen einen Haufen Geschenke besorgen. Weihnachtskarten schreiben. Die Wohnung schmücken. Die Feiertage planen.
Beginne damit, dir klarzumachen, was dir wichtig ist. Werde dir über deine Wünsche und Bedürfnisse klar. Wie möchtest du die Weihnachtszeit erleben?
Mir ist es wichtig, in der Adventszeit gemütliche Stunden mit meiner Familie zu verbringen. Ich möchte fühlen, wie dankbar ich für meine Familie bin. Das kann ich am besten ausleben, indem ich schöne, ruhige Stunden mit ihnen verbringe. Deshalb habe ich Tannenzweige aufgestellt. Deshalb sitze ich bei Kerzenschein mit ihnen zusammen.
Ich möchte meine Liebe für meinen Sohn ausdrücken, in dem ich ihm einige Weihnachtsbräuche zum ersten Mal zeige: Deshalb haben wir das erste Mal mit meinem Sohn Plätzchen gebacken. Deshalb sind wir auf den Weihnachtsmarkt gegangen.
Die Suche nach Geschenken hat für mich keine hohe Priorität. Ich glaube, dass ich meinen Lieben eine größere Freude mache, wenn ich eine schöne Zeit mit ihnen verbringe als wenn ich lange, stressvolle Einkaufstouren unternehme.
Wenn du dir im Klaren darüber bist, was deine Prioritäten sind, kannst du sie viel besser einhalten. Wenn du in der Weihnachtszeit so viele Bekannte wie möglich treffen und mit ihnen feiern möchtest, dann ist es eine gute Idee, zu jeder Weihnachtsfeier zu gehen. Wenn du dich aber nach besinnlichen Stunden sehnst, dann wird dich das nicht zufrieden stellen.
Schaue deinen Kalender durch. Wie passt deine Planung zu deinen Wünschen? Auf welche Termine freust du dich? Welche möchtest du absagen?
Es ist dein Leben. Deine Zeit. Wenn du sie so verbringst, dass du deinen Bedürfnissen gerecht wirst, dann bist du zufriedener. Wetten dass du nicht so viel Drang zu naschen hast, wenn du dich rundum zufrieden fühlst?
2. Warum isst du weiter, auch wenn du satt bist?
Plätzchen, Lebkuchen, Schoko-Weihnachtsmänner, Gänsebraten... In der Vorweihnachtszeit bieten sich dir mehr Gelegenheit zu essen als sonst. Du bist diejenige, die entscheidet, ob du etwas isst.
Es gibt viele Gründe, um zu essen. Emotionales Essen ist weit verbreitet. Als ich während meines Studiums für die Abschlussprüfung lernen musste, habe ich gegessen, weil ich gestresst war. Ich habe gegessen, um mich zu beruhigen.
Wenn ich einen schlechten Tag hatte, habe ich gegessen, um mir etwas Gutes zu tun. Ich habe morgens aus Gewohnheit gegessen, auch wenn ich noch überhaupt keinen Hunger hatte. Ich habe zum Kaffee etwas Süßes gegessen, weil es dazu gehörte. Ich habe nachmittags gegessen, weil ich erschöpft war und eine Pause machen wollte. Ich habe manchmal gegessen, um eine Leere zu füllen oder aus Langeweile.
Lerne dich besser kennen. Was sind die Gründe, aus denen du isst?
Erinnere dich an eine Situation, in der du mehr gegessen hast, als du wolltest. Vielleicht hast du eine Packung Lebkuchenherzen gekauft und sie zu Hause in den Schrank geräumt. Abends hast du die Packung herausgeholt. Du wolltest ein oder zwei Herzen essen. Aber du bist immer wieder zum Schrank zurückgegangen bis die Lebkuchen alle waren. Du hast dich voll gefühlt und hattest ein schlechtes Gewissen.
Mach dir klar, dass du in dieser Situation ganz verschiedene Gefühle erlebt hast. Es gab Momente, in denen du dich wohl gefühlt hast und Momente, in denen du dich nicht wohl gefühlt hast. Manchmal neigen wir dazu solche Situationen schwarz-weiß zu sehen. Ich nenne das Schablonen-Denken. Das hilft dir nicht, wenn du dich besser verstehen möchtest.
Welches war der schönste Moment in dieser ganzen Situation? Das könnte die Vorfreude gewesen sein, als du die Lebkuchenherzen im Supermarkt auf das Kassenband gelegt hast. Oder der Moment, in dem du sie abends aus dem Schrank genommen hast. Oder der Geruch beim Öffnen der Tüte. Oder der erste Bissen. Das Gefühl im Mund. Oder das Schlucken. Welcher Moment war es?
Wie hast du dich in dem schönsten Moment gefühlt? Lebendig? Geborgen? Sicher? Es gibt viele Möglichkeiten.
Welches Bedürfnis war erfüllt, dass du dich so gefühlt hast? Das könnte das Bedürfnis nach Selbstbestimmung, nach Trost oder Ruhe oder irgendein anderes Bedürfnis gewesen sein.
Mach dir bewusst, dass Essen eine Strategie ist, mit der du dir Bedürfnisse erfüllst. Kannst du dich dafür wertschätzen, dass du dir deine Bedürfnisse erfüllst? Solange du für ein Bedürfnis keine andere Strategie hast, ist Essen deine beste Strategie.
Jetzt erinnere dich an eine Situation, in der du dich vollständig zufrieden, lebendig und ganz präsent gefühlt hast. Das kann ein kurzer Moment gewesen sein. Ich saß zum Beispiel gestern Abend mit meinem Mann auf dem Sofa und wir haben uns angeschaut. In diesem Moment war ich glücklich und ganz da.
Wenn dir eine Situation eingefallen ist, frage dich: Wie fühlt sich dein Körper in diesem Moment an?
Wärst du in diesem Moment auf die Idee gekommen zu naschen? Mir geht es so: Wenn ich zufrieden bin und mich lebendig fühle, dann esse ich nur, wenn ich Hunger habe.
Manchmal entscheide ich mich aus Appetit etwas zu essen oder zu trinken. Das ist dann meine Entscheidung. Ich fühle mich dann nicht fremdgesteuert, sondern ich genieße es rundum.
Wenn du dir das bewusst machst, erkennst du noch klarer, dass du nicht grundlos isst. Dadurch kannst du mehr Mitgefühl und Verständnis für dich selbst entwickeln.
3. Wie entscheidest du dich?
Du hast dir klar gemacht, was du dir für die Weihnachtszeit insgesamt wünschst. Du hast dir für eine spezielle Situation verdeutlicht, warum du mehr isst, als du willst. Nun wird es Zeit, eine Wahl zu treffen. Nimm deine Freiheit wahr und entscheide bewusst, wie du den Advent verbringst. Wie wirst du die weitere Weihnachtszeit verbringen?
Gibst du dem, was dir in diesem Jahr wichtig ist, Raum? Wie machst du das? Sagst du dafür Verabredungen ab? Oder triffst neue? Wie machst du es dir schön?
Willst du dich mit dem Thema Naschen auseinandersetzen? Du kannst den Advent nutzen, um richtig viel über dich zu lernen. Jeder bunte Teller, jede Lebkuchenpackung, die dich anlacht, jedes Weihnachtsessen ist eine Gelegenheit. Frag dich, was du dir davon erhoffst, jetzt davon zu essen. Lerne deine positiven Gefühle und deine Bedürfnisse kennen, so wie ich es im zweiten Abschnitt beschrieben habe.
Du kannst auch, soweit wie möglich, Süßigkeiten aus deinem Umfeld räumen. Wir haben in diesem Jahr fast keine gekauften Süßigkeiten zu Hause. Ich möchte meinem kleinen Sohn nicht so viel Zucker geben und ich möchte ihn auch wählen lassen, was er isst. Da ist es für mich am einfachsten, ihm gar keine Industrie-Lebkuchen und Schokolade zu zeigen. Für mich ist das auch schön. Ich vermisse nichts.
Wenn du magst, bitte die Menschen um dich herum, dich zu unterstützen. Du kannst sie bitten, dir keine Süßigkeiten anzubieten oder sie wegzuräumen.
Das Wichtige ist: Lass die Opferhaltung hinter dir und finde Wege, dir den Advent so schön zu machen, wie du es gerne möchtest.
Was ist dir in der Adventszeit besonders wichtig? Erzähle mir in den Kommentaren davon.
Ich wünsche dir eine wundervolle Weihnachtszeit.
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Mena (Dienstag, 11 Dezember 2018 20:48)
Liebe Daria, mir sind ruhige, besinnliche Stunden mit meiner Familie und mit meinen Freunden wichtig. Vor allem reduzierter Konsum, nach Möglichkeit keine Hektik. So wenig vorweihnachtliche Süssigkeiten wie heuer habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Ich "brauche" nicht mehr so viel davon.
Daria Schymura (Mittwoch, 12 Dezember 2018 09:26)
Das klingt nach einer schönen Weihnachtszeit, Mena!